Warum sich der Messebesuch lohnt
Die Leipziger Buchmesse lockte dieses Jahr (2025) mit interessanten Vorträgen, Prominenz, nationalen und internationalen Verlagen und vor allem mit spannenden, rührenden, amüsanten und aufregenden Geschichten zwischen den Buchdeckeln. Mich hingegen zog es nach Leipzig, weil ich die Gelegenheit witterte, einigen Verlagen auf den Zahn zu fühlen und ein paar sympathische Menschen aus der „Bookbubble“ kennenzulernen.
Meine Ziele
Die Messe fand in einem gigantischen Gebäudekomplex unter einem Dach aus einem Glas-Stahl-Konstrukt statt. Menschen strömten in die zahlreichen Hallen – Männer und Frauen, Jugendliche und Kinder. Manche mit Tüten, manche mit Charakterkarten und ein Teil in bunten, ausgefallenen Kostümen (da Manga-Comic-Con).
Mein erster Auftrag führte mich zu verschiedenen kleinen und mittleren Verlagen, die ich interviewen wollte, um die Antworten mit euch, liebe Leser*innen, in weiteren Kapiteln zu teilen. Drei von fünf konnte ich dafür gewinnen, mir etwas Zeit zu schenken. Diese sehr sympathischen Menschen werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben, da sie mit mir teilweise berührende Geschichten geteilt haben, was ich sehr zu schätzen weiß.
Drei bis vier Stunden habe ich täglich auf den Beinen verbracht, weil ich einfach keine Zeit zum Sitzen fand. Es gab so unglaublich viel zu entdecken!
Am Freitag ging es deutlich wilder zu, da Schulklassen das Messegelände fluteten. Ich ahnte schon, dass es mir nicht gelingen würde, einen weiteren Verlag für ein Interview zu begeistern, und konzentrierte mich daher auf die Kontaktpflege, die ohnehin für den zweiten Tag auf meiner Agenda stand. Ich durfte tolle, angehende Autorinnen persönlich kennenlernen, die ich von Instagram kenne, und ein quirliges, cooles Duo, das Bücher geradezu verschlingt.
Warum sich der Besuch einer Buchmesse lohnt
Ich habe bisher nur die Leipziger Buchmesse besucht. Doch ich denke, dass andere große Messen ähnlich gestrickt sind. Wer also in der Bookbubble zu Hause ist, sollte sich die großen nicht entgehen lassen. Denn sie bieten Ausstellungen, interkulturelle Begegnungen, spannende Diskussionen, Signierstunden, locken mit reizenden Shops und tollen Artikeln und ab und an mit besonderen Aktionen. Die Aussteller lassen sich immer wieder etwas Cleveres einfallen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sei es in Form von besonderen Goodies für Käufer*innen von Büchern, Foto-Aktionen, schönen Kulissen für den eigenen Social-Media-Kanal etc.
Ein weiterer, besonders wichtiger Punkt ist der folgende: Man kann einen bestimmten Verlag, auf den man ein Auge geworden hat, etwas besser kennenlernen. Gut, es sind nicht immer die Gründer*innen vor Ort, aber Menschen, die sich durchaus auskennen. So hatte ich beispielsweise das Glück, Antworten auf all meine Fragen von einer sehr netten und gut informierten Mitarbeiterin eines aufstrebenden Verlags, für den mein Herz seit längerem schlägt, zu bekommen. Und ich konnte mich von der hohen Qualität der gedruckten Exemplare des Verlags überzeugen, was mir mittlerweile sehr wichtig ist. Denn leider verhält es sich so, dass nicht jeder Verlag mit einer qualitativ hochwertigen Druckerei kooperiert.
Nebenbei will ich erwähnen, dass es mich doch beeindruckt hat, wie sich der gedruckte Roman zumindest im Romance-, Dark-Romance- und New-Adult-Genre gewandelt hat. Bei ausgewählten Exemplaren scheuen die Verlage weder Kosten noch Mühe, sie durch fantasievolle Farbschnitte und andere Elemente zu veredeln. Als eine Leserin, die fast nur eBooks liest, war ich überwältigt. Klar, auch das schönste Cover nützt nichts, wenn die Geschichte hinter diesem nicht überzeugt. Aber da das Auge „mitisst“, kann ich verstehen, warum es heutzutage Trend ist, die Regale mit Farbschnittromanen zu füllen.
Buchmessen bieten Fans die Möglichkeit, ihren Lieblingsautor*innen zu begegnen und Bücher signieren zu lassen. Social-Media-Nutzern bieten sie die Gelegenheit, sich intensiv miteinander zu vernetzen. Ich persönlich mag es, ein Gesicht zum Account zu haben, mit dem ich mich ab und zu austausche. Außerdem habe ich festgestellt, dass die Lesenden und Schreibenden, die die Messe besuchten, ein Volk für sich sind: gut gelaunt, aufgeschlossen und freundlich.
Terminvereinbarung für Manuskriptvorstellungen
Die Buchmesse dazu zu nutzen, das eigene Manuskript einem Verlag anzubieten, würde ich nur bedingt empfehlen. Sicherlich kann es nicht schaden, sich an Verlagsmitarbeiter*innen heranzutrauen, um auf diese Weise beispielsweise aus sich herauszugehen. Aber große Hoffnungen sollte man sich nicht unbedingt machen, dass man Gehör bei Lektor*innen der Publikumsverlage findet. In Internetforen finde ich zu diesem Thema zwar regelmäßig gespaltene Meinungen, doch im Großen und Ganzen sind sich die schreibenden Messebesucher*innen einig, dass sich die Messe dafür nicht sonderlich eignet. Habt ihr das große Glück und bereits vor Wochen einen Termin vereinbart, um euer Manuskript einem Lektor, einer Lektorin vor Ort vorzustellen o.ä., dann herzlichen Glückwunsch! Ergreift diese Chance, selbst wenn euch höchstens fünf bis zehn Minuten Gesprächszeit geschenkt werden.
Plant ihr jedoch beim Messebesucht fest ein, einen Verlag für eure Idee zu gewinnen, könnte es sein, dass ihr enttäuscht werdet. Fakt ist nun mal, dass die Verlage auf der Messe mit dem Ziel erscheinen, den Kontakt zur bestehenden Fangemeinde zu stärken und ihren Kundenkreis zu erweitern. Sie wollen einfach auch verkaufen. Nichtsdestotrotz werden Verleger*innen kleiner Verlage eurem Manuskript gegenüber, sofern dieses thematisch ins Programm passt, vermutlich durchaus aufgeschlossen sein. Versuchen könnt ihr es auf jeden Fall, doch es ist nicht verkehrt, sich vorab um einen Termin mit einem Lektor oder einer Lektorin vor Ort zu bemühen.
Posted on: 22. April 2025Carolina