Interview: Glaswelten Verlag
1. Wer sind die Gründer des Glaswelten Verlags?
Gegründet wurde der Verlag von mir, Annika Kröninger, und mein Co-Verleger ist mein Mann Florian, der vor allem für das Kaufmännische, Messeplanungen, teilweise Kommunikation, etc. zuständig ist.
2. Was war die Intention der Verlagsgründung?
Ich habe mir den Buchmarkt tatsächlich einige Jahre angesehen und immer wieder festgestellt, dass ganz oft nicht die Bücher zu finden sind, die ich gern lesen würde.
Durch die Buchbubble habe ich gemerkt, dass es auch anderen da so geht. Dass die Bubble mit häufig den gleichen Strukturen und Erzählungen übersättigt ist. Ich will Geschichten auf den Markt bringen, die anders sind. Schreibende, die Talent haben, aber nie gesehen werden, weil es einfach schwer ist, in dieser Branche überhaupt Aufmerksamkeit zu kriegen. Ich will, dass echte Kunst gesehen wird zwischen all dem Künstlichen.
3. Wie kommt der Verlag zu seinem Namen?
Die Glaswelten sind ein Weltenkonstrukt einer neunteiligen Buchreihe, die ich seit meinem 14. Lebensjahr schreibe. Diese Welten sind fantastisch und das absolut Beste (für mich zumindest), was ich jemals erfunden habe. Und weil sie so vielfältig, unfassbar bunt und anders sind, war es naheliegend, ihren Namen für den Verlag zu verwenden, denn genau das soll der Verlag auch sein: Bunt, vielfältig, innovativ und vielleicht ein Anstoß, mal über den Tellerrand zu blicken.
4. Welche Genres sind bei euch vertreten?
Aktuell sind wir in der Fantasy, Thriller sowie Romance unterwegs. Es ist geplant, in Zukunft auch noch ein, zwei weitere Kategorien dazu zu nehmen, zum Beispiel Jugendbücher sowie Kinderbücher für Kinder ab zehn Jahren.
5. Wie hoch sollte das Budget sein, wenn man vorhat, einen Verlag zu gründen?
Das ist eine Frage, die ich pauschal gar nicht beantworten kann, weil das an vielem hängt. Zum Beispiel daran, was man erreichen möchte, was man bereit ist, in das Projekt „Verlag“ zu investieren, und wo man in fünf oder zehn Jahren stehen möchte.
Worin man definitiv investieren sollte, aus meiner Sicht: in professionelle Cover, professionelles Lektorat sowie Korrektorat und Buchsatz. Das sind ziemlich große Kostenpunkte, sofern man das nicht selbst machen kann. Bedauerlicherweise besteht man auf diesem Markt nicht mit halbgaren Produkten.
Ich denke hier tatsächlich von Projekt zu Projekt und ich kann das meiste selbst machen, von Covern abgesehen. Wenn das nicht möglich ist, ist es gut, sich bewusst zu machen, dass die oben genannten Punkte pro Buch mehrere tausend Euro kosten, die man natürlich haben sollte. Und da sind noch kein Marketingbudget und keine Druckkosten drin. Das ist also eine von-bis-Rechnung. Nach oben hin gibt es da kaum eine Grenze.
6. Wie sah eure Vorarbeit aus, ehe ihr den Verlag ins Leben gerufen habt?
Die Idee dazu entstand erstmals 2019, bevor wir 2024 dann wirklich gestartet sind. Da ich aus dem juristischen Bereich komme, sind mir viele Prozesse vertraut rund um Unternehmensgründung und auch den Tücken, die damit manchmal zusammenhängen.
Was ich in diesen fünf Jahren definitiv gemacht habe, war, zu lernen. 2019 wäre ich für diesen Schritt nicht bereit gewesen.
Ich habe mir den Buchmarkt angesehen, bis ich ihn soweit verstanden hatte, dass ich mir einen Verlag zugetraut habe. Dass ich den Markt durchschaut habe, will ich damit aber nicht sagen. 😉 Aber ich habe fünf Jahre intensiv Erfahrungen gesammelt, habe hingehört, was Lesende wollen, was sie vielleicht auch manchmal ein bisschen nervt und was sie sich für die Zukunft wünschen. Habe mich mit den Prozessen eines Verlages vertraut gemacht (und bin seit Gründung auf noch so viele mehr gestoßen, die nach außen unsichtbar sind), selbst veröffentlicht (und es wieder zurückgezogen, aber nur, um es noch mal besser zu machen), viel Technikkram erlernt, und noch einiges mehr, das hier total den Rahmen sprengen würde.
7. Wie hebt sich euer Verlag von anderen ab?
Wir sind einfach die Coolsten? – Okay, nein, im Ernst: Sind wir nicht, aber man kann’s ja mal versuchen. 🤗
Ich habe ja oben schon ein bisschen beschrieben, was die Intention war, diesen Verlag zu gründen. Wir funktionieren intern wirklich als eine Einheit und unterstützen einander, wo es geht. Unsere Geschichten sind echt, voller Herzblut, vielleicht ein bisschen anders, als der breite Buchmarkt sonst ist, und wir stehen mit vollem Einsatz und Glauben an diese Geschichten hinter unserer Arbeit.
Ich bin nicht sicher, ob das ein so krasses Alleinstellungsmerkmal ist, denn viele Gründer geben alles für ihr Geschäft. Aber es ist die Wahrheit und als Verlegerin kann ich mir keine bessere Truppe wünschen, mit der ich mich auf diese Reise begebe.
8. Wie sieht eure Zusammenarbeit mit Blogger*innen aus?
Wir haben eine Verlagsbloggercrew, die wir alle in einem Pool haben. Wenn ein Titel ansteht, gibt es eine Mail und die Blogger dürfen sich frei aussuchen, ob sie Kapazitäten haben, den Titel zu bloggen.
In Zukunft wird es bestimmt auch noch Blogtouren und gesonderte Blogger für einzelne Titel geben. In den Prozess finde ich mich gerade ein und lasse ihn auf mich zukommen.
Ich nehme unsere Blogger auch ein bisschen mit auf die Reise, gebe kleine Einblicke in unsere Prozesse, und bisher hat das in meinen Augen auch die Gruppe sehr gestärkt. Ich habe aber auch einfach Glück, dass da viele wundervolle Menschen dabei sind, die richtig motiviert an das Bloggen rangehen. Das schätze ich sehr, immerhin sind wir ja alle ein bisschen voneinander abhängig.
Was die Zukunft bringt, werde ich sehen. Sicher Dinge, an die ich jetzt noch nicht einmal denke.
9. Sind Messeauftritte geplant?
Und wie. Wenn nicht ein Wunder geschieht, wird das zwar erst 2027 passieren, aber wir sind schon fleißig am Überlegen, Notizen machen, online umschauen, usw. Falls sich recht spontan etwas ergibt (Angebote liegen uns auf jeden Fall vor), wären wir natürlich auch 2026 schon dabei.
10. Was wünscht ihr euch vom Buchmarkt?
Manchmal wünsche ich mir, dass an manchen Ecken und Enden Menschen sitzen würden, die vom Markt auch Ahnung haben und nicht nur in ihm arbeiten. Aber das ist eher ein persönliches Problem und etwas, das mir erst aufgestoßen ist, als ich mich mal damit befasst habe. Das bemerken die Endverbraucher eher nicht, oder nur mittelbar.
Ich wünsche mir, dass wir Geschichten wieder als das erkennen, was sie sind: einzigartige Stimmen, genau wie die Menschen, die sie schreiben. Dass wir aufhören, die zehnte Romance- oder Fantasygeschichte mit der gleichen Struktur zu nehmen, nur weil sich die neun anderen davor gut verkauft haben, sondern dass wir mal mutig sind. Das ist ein Sprung, der nicht immer angenehm ist, der sich jedoch so sehr lohnt.
Ich wünsche mir sehr, dass wir aufhören, gegeneinander zu sein, und mehr miteinander schaffen. Gerade in dieser Bubble, in der man eigentlich meinen sollte, dass wir keine Konkurrenz füreinander sind, ist die Konkurrenz ganz vorn mit dabei. Das wird auch manchmal richtig hässlich. Das begegnet einem überall: unter Schreibenden, Bloggenden, usw.
Und zuletzt würde ich mir so sehr wünschen, dass wir aufhören, immer mehr Druck in diesen Markt hineinzubringen. Immer schneller, immer mehr, aber bitte in der passenden Qualität. Ich für meinen Teil habe nicht vor, Lesende ewig auf Fortsetzungen warten zu lassen. Doch wenn es mal ein, zwei Monate länger dauert, wird niemand deshalb umkommen, oder?
Nehmt den Druck raus und findet mal die Freude am Lesen und Schreiben wieder! Gerade der kreative Markt arbeitet unter Druck eher wie eine altersschwache Maschine mit einem Leck im Öltank. Irgendwann können wir alle nicht mehr – und das kann nicht die Lösung sein. Ich habe mich bewusst für diesen Markt entschieden: als Lektorin, Autorin sowie Verlegerin. Aber beim ›Höher, schneller, weiter‹ bin ich raus und das gilt, wie wir erst jüngst in den sozialen Medien mitbekommen haben, für ziemlich viele Menschen in dieser Branche.
Danke
Danke, dass ihr dieses Interview gelesen habt. Vielleicht sieht man sich auf einer Messe wieder oder auf Social Media oder am Kaminfeuer unseres Newsletters.
