Interview
Interview mit „Alinas_Bücherwelt“
Buchblogger*innen sind nicht nur ein fester Bestandteil einer gesund florierenden Literaturlandschaft, sondern bilden eine der stützenden Säulen der Bücherwelt. Ohne fleißige Meschen egal welchen Geschlechts würde manch ein literarischer Schatz untergehen. Buchblogger*innen sind diejenigen, die ihre Leidenschaft für gute Geschichten mit anderen teilen, die ihre Freizeit investieren, um ihre Eindrücke mit Lesenden zu teilen, um Bücher zu empfehlen oder auch mal das eine oder andere zu kritisieren.
Heute möchte ich euch „Alinas_Bücherwelt“ vorstellen; den persönlichen Bücherblog, hinter dem Alina und Mirco stecken. Ich durfte das sympathische, junge Paar auf der Leipziger Messe 2025 kennenlernen und interviewen und musste bei den Antworten hin und wieder schmunzeln.
Der Blog wurde im März 2024 auf Instagram ins Leben gerufen. Eigentlich entstand dieser mehr aus einer Laune heraus, man könnte sagen, eher zum Spaß, als mit einem bestimmten Ziel vor Augen, meint Alina. Mirco legte den Account an, und Alina machte mit. Bis heute verhält es sich laut Alina so, dass ihr Freund für das Posten von Storys und Beiträgen sowie Reels zuständig ist, während sie sich in erster Linie darauf konzentriert, die Ideen für den Account zu entwickeln und über die Romane zu reflektieren, die sie zuletzt gelesen hat.
Amüsant fand ich, dass das dynamische Pärchen den nächsten Beitrag quasi zwischen den Haushaltspflichten vorbereitet. Mirco sitzt am Computer und fragt: „Alina, wie fandest du Buch XY?“ Daraufhin fängt Alina an, während sie gerade sozusagen mit Uni-Büchern jongliert oder Blumen gießt, sich mit dem zuletzt gelesenen Roman zu beschäftigen. Dabei geht Alina geordnet und strategisch vor: Cover, Schreibstil, Story und das Genre werden mit jeweils bis zu 10 Punkten bewertet und das Ergebnis (maximal 50 Punkte), in das auch noch eine separate Gesamtbewertung einfließt, ermittelt. Die Follower*innen lieben die Bewertungen. So erntet jeder Beitrag, in dem es um einen Roman geht, mittlerweile mehr als 100 Herzen auf Instagram und fleißige Kommentare, die gewecktes Interesse bekunden.
Der Blog sticht aber besonders dank seiner Reels ins Auge, wodurch er jetzt schon einen gewissen Kultstatus erlangt hat. Ihr „Wie-man-mich-problemlos-entführen-könnte“-Video mit Adam Sandler und einem weißen Van in der Hauptrolle wurde bereits fast 300 000 Mal gesehen und mit mehr als 18 000 Likes versehen worden ist, was wirklich beachtlich ist! (Stand: Mai 2025)
Alinas Alltag fordert so einiges von ihr ab. Sie studiert derzeit, um später in den Bereich „Soziale Arbeit“ einzusteigen, hat einen Nebenjob und kümmert sich daheim auch um ihren Teil des Haushalts. Dennoch gelingt es ihr nach eigenen Angaben, vier Romane pro Monat zu lesen.
Derzeit ist sie noch keine Buchbloggerin für einen bestimmten Verlag. Die Romane sucht sie sich selbst aus. Aber regelmäßig erreichen sie auch Rezensionsanfragen von Selfpublisher*innen, worüber sie sich freut. Goodies gibt es ebenfalls immer wieder in Form von liebevoll gestalteten Charakterkarten, kurzen, optisch hübsch aufbereiteten Leseproben etc.
Auf meine Frage hin, welches Ziel Alina und Mirco mit dem Blog verfolgen, lacht die junge Frau auf. Sie vertraut mir an, dass sie eigentlich niemals damit gerechnet hat, dass irgendjemand ihrem Blog folgen wird oder dass sie besonders wahrgenommen wird. Bisher war es nur ihr Anliegen, ihre Leidenschaft – das Lesen – mit Gleichgesinnten zu teilen. Nun, ein Jahr später und fast 2500 Follower*innen reicher kristallisiert sich für sie allmählich ein Gedanke heraus: Alina würde gern langfristig mit verschiedenen Publikumsverlagen kooperieren.
Zum Abschluss sagt sie, das Instagram-Profil habe ihr die Tür zu einem großartigen Netzwerk mit freundlichen, aufgeschlossenen Menschen geöffnet, und sie freue sich, Teil der „Bookbubble“ zu sein.
Ich wünsche Alina und Mirco alles Gute und werde den Werdegang von „Alinas_Bücherwelt“ weiterhin gespannt verfolgen.
Natürlich als Followerin. 😊
Interview
Die wenigsten Autoren kommen ohne Recherche aus. Bücher werden aufgeschlagen und Internetartikel durchforstet, um sich geschichtliche Fakten anzueignen. Film- und Fernsehbeiträge erweitern z.B. das Hintergrundwissen zu einem bestimmten Thema. Dokumentationen sowie gedruckte Reiseberichte und Blogeinträge wiederum erwecken einen Handlungsort zum Leben. Nichtsdestotrotz ist eine Fahrt oder der Flug zum Setting manchmal unumgänglich.
Meist verlangt die Recherche eine Kombination der genannten Möglichkeiten. Lesen, sehen, hören, schmecken, riechen und fühlen – um sich gründlich auf das nächste Manuskript vorzubereiten, aktivieren Autoren all ihre Sinne.
Spannend ist es, ein Interview mit Experten zu führen. Für die Introvertierten unter uns ist es eine gruselige Vorstellung. Doch ein Gespräch mit Fachleuten hilft nicht nur, über den eigenen Schatten zu springen. Es ermöglicht auch, ein Thema intensiv von allen Seiten zu beleuchten und Dinge zu erfahren, nach denen man vielleicht gar nicht gefragt hätte.
Das persönliche Gespräch
Als ich an meinem Urban-Fantasy-Roman arbeitete, suchte ich einzelne, potenzielle Schauplätze auf. Dort angekommen, habe ich z.B. geschätzt, wie hoch etwa die Zäune sind, über die meine Protagonistin auf der Jagd / Flucht springen muss. Ebenso habe ich mir notiert, was sich im Umkreis befindet.
Für eine der wichtigsten Szenen des Jugendbuchs bin ich u.a. zur Verwertung von Altmetall gegangen und habe versucht, mir die Details einzuprägen. Ich habe mich gefragt: Was genau enthalten die Schrottberge? Wie klingt es, wenn die schweren Maschinen Metallklumpen heben? Wie würde sich ein Mensch fühlen, wenn auf ihn plötzlich ein Greifarm zuschießt?
Außerdem fragte ich einen netten Mann, ob ich mich etwas umsehen darf. Als ich sagte, dass ich für einen Roman recherchiere, legte der Mann den Kopf leicht schräg und musterte mich interessiert. „Ach, Sie schreiben? Was denn?“
Verlegen lächelte ich und murmelte etwas wie „Im Moment hauptsächlich Fantasy“.
Natürlich war er so freundlich, mir die Möglichkeit zu geben, Eindrücke zu sammeln.
Ein anderes Mal ging ich zu einer Polizeistation in München und holte mir Informationen. Freundliche Herren nahmen sich etwas Zeit für mich. Allerdings gingen sie auf die einzelnen Fragen nicht detailliert ein, denn sie waren schließlich im Dienst. Trotzdem war das Interview quasi zwischen Tür und Angel sehr aufschluss- und hilfreich.
Kontaktaufnahme für ein Interview
Damals habe ich die Polizei spontan aufgesucht. Heute gehe ich definitiv anders vor, wenn ich ein Interview führen möchte. Grundsätzlich kontaktiere ich Fachleute zunächst telefonisch oder per E-Mail. Bleibt die Reaktion aus, wende ich mich an den nächsten Experten. Normalerweise ist es so, dass sich nicht wenige geschmeichelt fühlen, wenn sie um Rat gebeten werden, deshalb helfen sie gern wissensdurstigen Schreibenden. Ein Kaffee (oder eine ähnliche, kleine Wertschätzung) für die Mühe und Zeit der Interviewpartner kommen immer gut an.