Interview

Interview

Die wenigsten Autoren kommen ohne Recherche aus. Bücher werden aufgeschlagen und Internetartikel durchforstet, um sich geschichtliche Fakten anzueignen. Film- und Fernsehbeiträge erweitern z.B. das Hintergrundwissen zu einem bestimmten Thema. Dokumentationen sowie gedruckte Reiseberichte und Blogeinträge wiederum erwecken einen Handlungsort zum Leben. Nichtsdestotrotz ist eine Fahrt oder der Flug zum Setting manchmal unumgänglich.

Meist verlangt die Recherche eine Kombination der genannten Möglichkeiten. Lesen, sehen, hören, schmecken, riechen und fühlen – um sich gründlich auf das nächste Manuskript vorzubereiten, aktivieren Autoren all ihre Sinne.

Spannend ist es, ein Interview mit Experten zu führen. Für die Introvertierten unter uns ist es eine gruselige Vorstellung. Doch ein Gespräch mit Fachleuten hilft nicht nur, über den eigenen Schatten zu springen. Es ermöglicht auch, ein Thema intensiv von allen Seiten zu beleuchten und Dinge zu erfahren, nach denen man vielleicht gar nicht gefragt hätte.

Das persönliche Gespräch


Als ich an meinem Urban-Fantasy-Roman arbeitete, suchte ich einzelne, potenzielle Schauplätze auf. Dort angekommen, habe ich z.B. geschätzt, wie hoch etwa die Zäune sind, über die meine Protagonistin auf der Jagd / Flucht springen muss. Ebenso habe ich mir notiert, was sich im Umkreis befindet.

Für eine der wichtigsten Szenen des Jugendbuchs bin ich u.a. zur Verwertung von Altmetall gegangen und habe versucht, mir die Details einzuprägen. Ich habe mich gefragt: Was genau enthalten die Schrottberge? Wie klingt es, wenn die schweren Maschinen Metallklumpen heben? Wie würde sich ein Mensch fühlen, wenn auf ihn plötzlich ein Greifarm zuschießt?

Außerdem fragte ich einen netten Mann, ob ich mich etwas umsehen darf. Als ich sagte, dass ich für einen Roman recherchiere, legte der Mann den Kopf leicht schräg und musterte mich interessiert. „Ach, Sie schreiben? Was denn?“
Verlegen lächelte ich und murmelte etwas wie „Im Moment hauptsächlich Fantasy“.
Natürlich war er so freundlich, mir die Möglichkeit zu geben, Eindrücke zu sammeln.

Ein anderes Mal ging ich zu einer Polizeistation in München und holte mir Informationen. Freundliche Herren nahmen sich etwas Zeit für mich. Allerdings gingen sie auf die einzelnen Fragen nicht detailliert ein, denn sie waren schließlich im Dienst. Trotzdem war das Interview quasi zwischen Tür und Angel sehr aufschluss- und hilfreich.

Kontaktaufnahme für ein Interview


Damals habe ich die Polizei spontan aufgesucht. Heute gehe ich definitiv anders vor, wenn ich ein Interview führen möchte. Grundsätzlich kontaktiere ich Fachleute zunächst telefonisch oder per E-Mail. Bleibt die Reaktion aus, wende ich mich an den nächsten Experten. Normalerweise ist es so, dass sich nicht wenige geschmeichelt fühlen, wenn sie um Rat gebeten werden, deshalb helfen sie gern wissensdurstigen Schreibenden. Ein Kaffee (oder eine ähnliche, kleine Wertschätzung) für die Mühe und Zeit der Interviewpartner kommen immer gut an.