Verlagsinterviews (LBM 2025)

Wie ich bereits geschrieben habe, habe ich die Leipziger Buchmesse besucht, um u.a. Interviews mit Verlagen zu führen. Das war eigentlich der Hauptgrund, warum ich Kleidung, ein paar Dinge, ein Klemmbrett mit Fragen und meinen Mann eingepackt habe und hingefahren bin. Interessant waren für mich nicht etwa die Publikumsverlage und deren Imprints, sondern vor allem kleine und mittlere, hinter deren Gründung eine besondere Geschichte steht. Interessanterweise waren die Beweggründe der drei Befragten weniger finanzieller Natur, sondern es steckten teilweise recht traurige Geschichten hinter den Gründungen, bzw. hinter dem Weiterführen des Verlags.

Da ich die Interviews aufgrund der Zeitknappheit und des Trubels nur stichpunktartig notieren konnte, gebe ich die Antworten in einem Fließtext wieder.

Starten wir mit einem Verlag mit einem vielversprechenden Ableger: Sternfeder Verlag. Dieser wurde 2022 von Anastasia Thiel ins Leben gerufen, um den eigenen Manuskripten ein Zuhause zu geben, das mit einem Verlagslogo aufwartet. Im Laufe der letzten Jahre gesellten sich schließlich auch Romane aus fremder Feder zu denen der Verlegerin.

Derzeit besteht das Verlagsteam im Großen und Ganzen nur aus Anastasia, doch sie bindet regelmäßig bestimmte Profis für diverse Angelegenheiten ein, um die Rohdiamanten in echte Schätze zu verwandeln.

Bei allen drei Verlagen brannte mir die Frage auf der Zunge, welche Erzählperspektive bei den Leser*innen besonders gut ankommt, da ich seit einer Weile einen Verdacht hege. Dieser erhärtet sich, als Anastasia meint, dass sie durchaus einen Trend zum/zur Ich-Erzähler/-in als favorisierte, narrative Form erkennt. Schließlich, so die Gründerin, ermögliche die Ich-Perspektive eine bessere Identifikation mit der Romanfigur.

Ich möchte von Anastasia erfahren, wie ihre Zusammenarbeit mit Blogger*innen aussieht. Daraufhin antwortet sie, dass der Sternfeder Verlag ein Blogger*innen-Team hat, welchem sie regelmäßig und nach Rücksprache bestimmte eBooks zukommen lässt. Dieses verfasst Rezensionen und rührt somit die Werbetrommel für Neuerscheinungen.

Seit einer Weile erfreuen sich Romane mit Farbschnitten und dazugehörigen Charakterkarten großer Beliebtheit. Der Sternfeder Verlag bedient mit seinen Publikationen die Nachfrage nach diesen.

Der Verlag bietet Romance, Dark Romance, Romantic Thrill, Fantasy und Romantasy an. Auf die Frage, ob weitere Genres das Verlagsangebot demnächst erweitern werden, verweist mich die sympathische Verlegerin prompt auf den Adnew Verlag, dem Verlagsbruder, der sich auf New Adult, einem der derzeit stark nachgefragten Genres, spezialisieren wird.

Mein Weg durch die Hallen führt mich zum Stand des GedankenReich Verlags. Nadine, die junge, eloquente Verlegerin, nimmt sich trotz Kundschaft freundlicherweise ausreichend Zeit, um meine Fragen detailliert zu beantworten.

Der Verlagswebseite konnte ich bereits entnehmen, dass die Gründerin Denise tragischerweise mit nur 29 Jahren verstorben ist. Nadine hat es nicht übers Herz gebracht, den Verlag einzustampfen, sondern lässt den Traum ihrer Schwester weiterleben, indem sie die Werke talentierter Künstler*innen veröffentlicht. Das Team besteht aus ihr und ihrem Kollegen Enrico, der sich ebenfalls in vielen Dingen bestens auskennt. Er ist es auch, der mir zum Thema Erzählperspektive Auskunft erteilt.

Seine Erfahrungen zeigen, dass es durchaus auf das Genre ankommt, ob nun Ich oder Er/Sie gefragt ist. Während Fantasy seiner Meinung nach keinen klaren Favoriten erkennen lässt, bevorzugen Romance-Leser*innen eher die Ich-Perspektive. Science-Fiction- und High-Fantasy-Liebhaber*innen fühlen sich hingegen mit der Erzählung aus Sicht der 3. Person wohler. Interessant finde ich, dass Enrico sagt, die Ich-Perspektive gebe eine Art Bericht wieder, der u.a. den Reiz dieser Perspektive ausmacht. Die 3. Person lege hingegen mehr Gewichtung auf die Beschreibung.

Auch der GedankenReich Verlag arbeitet mit einem festen Blogger*innen-Team zusammen. Dieses erhält regelmäßig Newsletter, um über die Neuerscheinungen und andere News informiert zu werden, und eBooks, die von den Fans des Verlags fleißig rezensiert und online besprochen werden.

Die Frage, ob der GedankenReich Verlag Bücher mit Farbschnitten anbietet, die derzeit den Buchhandel fluten, schüttelt Nadine den Kopf. Sie weist darauf hin, dass Farbschnitte die Kosten eines gedruckten Romanexemplars erhöhen. In Zeiten, in denen die Preise empfindlich gestiegen sind, möchte sie wettbewerbsfähig bleiben und verzichtet daher auf die Verschönerung. Allerdings, räumt sie ein, gebe es hin und wieder Charakterkarten und Lesezeichen. Zudem bietet der eigene Online-Shop ab und an eine kleine, aber feine Auswahl an liebevollen Buch-Boxen mit hübschen Artikeln.

Der GedankenReich Verlag ist mit Romance, Fantasy, Sci-Fi, Märchen und Kinderbüchern breit aufgestellt, keine Frage. Ein Genre möchte Nadine aber aus diversen Gründen nicht in ihr Verlagsangebot aufnehmen: Dark Romance.

Kommen wir zum PureBelle Verlag, der es mit einer seiner ersten Publikationen bereits in die Top Ten der Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat. PureBelle ist Teil des WondaVersums der Bestseller-Autorin Jane S. Wonda, die zu den erfolgreichsten Selfpublisher*innen Deutschlands zählt. Während sich der Verlagsbruder Black Edition auf Dark Romance, Dark New Adult und Dark Romantasy spezialisiert, geht es bei PureBelle um die reine, unschuldige Form der Liebe in all ihren Facetten.

Gegründet wurde PureBelle ungefähr Anfang, Mitte 2024 zu Ehren Janes Freundin und erfolgreichen Autorin Daniela Hartig, die nach einer kurzen, schweren Krankheit früh verstorben ist. Dort fanden ihre Bücher in neuem Gewand ein neues Zuhause. Mit romantischen Geschichten und wunderschönen Covern hat PureBelle schnell die Herzen der Leser*innen und Autor*innen gewonnen und freut sich über eine feste, loyale Fangemeinde.

Laut Milena, der Mitarbeiterin von WondaVersum, besteht das derzeitige Team aus rund 35 hochmotivierten Mitarbeiter*innen und ist dabei, sich zu vergrößern. Als ich wissen möchte, ob sie eine klare Leser*innentendenz zu einer bestimmten Erzählperspektive erkennt, meint sie, dass ihrem Gefühl nach die personale Erzählerin (der personale Erzähler) bevorzugt wird. Auch hier spielt Identifikation mit der Romanfigur eine große Rolle.

Natürlich pflegt auch PureBelle Kontakt zu Buchblogger*innen. Diese melden sich via Instagram oder Webseite, nennen ihren Wunschroman und erhalten eBooks oder sogar Printexemplare. Manche von ihnen dürfen sich über Päckchen voller hochwertiger Give-aways freuen.

Der PureBelle Verlag will nicht nur mit den Geschichten überzeugen, sondern stattet seine Romane mit limitierten Charakterkarten und Farbschnitten aus. Für die gedruckten Special Editions gibt es sogar Schmuckseiten und Charakterillustrationen auf milchigem Papier zwischen den Seiten.

Derzeit umfasst das Verlagsangebot Romance, Romantasy, New Adult und Fantasy. Ein weiteres Genre ist derzeit in Planung. Um welches es sich allerdings handelt, bleibe im Moment ein Geheimnis, so Milena.

Ich freue mich wirklich, dass sich drei Verlage Zeit für mich genommen und meine Fragen ausführlich beantwortet haben. Sollte es dennoch Fragen geben, die euch beschäftigen, und die ich vergessen habe, so schreibt mir bitte in die Kommentare oder schreibt mich an. Ich lasse mich sehr gern inspirieren, denn die Leipziger Messe war meine erste, aber hoffentlich nicht die letzte.

Posted on: 24. Mai 2025Carolina

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